Kapitel II
(Fortsetzung)
Ihr Körper stürzte tief ins Wasser und kleine Luftblasen drangen aus ihrer Nase.
Für einen kurzen Moment war sie nicht sie selbst, sie schien völlig Abwesend zu sein, fast so als wäre sie einen Augenblick lang tot.
Doch etwas hielt ihren Überlebenswillen aufrecht, etwas was sie selbst noch nicht ganz verstanden hatte, doch es war nicht die Macht.
Schon im nächsten Augenblick riss sie ihre Augen auf und fing an zu schwimmen, immer weiter nach oben bis sie schließlich die Wasseroberfläche erreichte.
Derweil stand ihr Meister am Ufer und hielt ihr seine Hand hin, sie schwamm hinüber, packte seine Hand und fühlte sogleich das Weiche Leder seiner schwarzen Handschuhe.
Er zog sie aus dem Wasser und und sah sie unvermittelt an, denn ihr Blick zeigte ihre Frustration über das was soeben geschehen war.
Sie war völlig durchnässt "Meister, das war nicht fair!" Er drehte sich um und ging zu einem nahen Lagerfeuer, setzte sich und stellte einige Holzzweige in die kleine Glut.
Die Padawan verstand nicht warum er das getan hatte, aber sie hoffte dass er es ihr erklären würde, also drückte sie das restliche Wasser aus ihre Haare und folgte ihm nach.
Nachdem das Feuer an Kraft gewann und die kleinen Zweige verschlang, legte der Jedi Ritter noch einige Holzscheitel nach und schwang seine schwarze Jedi Robe um ihre Schulter.
Es wurde langsam dunkel und die Außentemperatur milder, während sich beide an der Wärme des Lagerfeuers angenehm aufwärmten.
Irgendwann nachdem sich die Padawan beruhigt hatte und sie sich wohler fühlte, brach sie das lange Schweigen, "Meister, warum habt ihr das getan?"
Es dauerte einen Augenblick bis er ihren fragenden Blick erwiderte, den er bereitete soeben eine Suppe über das Feuer vor.
"Padawan, deine Feind werden ebenso wenig fair zu dir sein wenn es um Leben und Tod geht" sein Blick war ernst, doch ihr Gesichtsausdruck verriet mehr.
"Iss jetzt erstmal etwas und wir reden nachher darüber" sagte er und bot ihr eine Schale warme Suppe und ein Stück Corellianisches Brot.
Sie nickte und nahm das Essen an, den sie hatte nach diesen langen und anstrengenden Tag, richtig großen Hunger.
Während sie aß, sah sie ihren Meister an und bedachte ihn stillschweigend..
Er hatte lange weiße Haare und trug seine Typische schwarze Tunika, was damals für Jedi recht untypisch war.
Sie wusste dass ihr Meister vor ihrer gemeinsamen Zeit einen schweren Unfall erlitt, dabei hätte er fast sein Augenlicht verloren.
Sein linkes Auge oder was davon übrig war, befand sich hinter einer einfachen Augenklappe aus schwarzem Bantha Leder.
Doch sein rechtes Auge war umso schärfer, früher glaubte sie dass ihr Meister um die Ecke sehen könnte, doch mittlerweile wusste sie dass er eine
überdurchschnittlich ausgeprägte Machtwahrnehmung besaß.
Sie wusste von dem Pod-Rennen, als ihr Meister sein Leben für das eines anderen Padawans und Freund riskiert hatte und dabei fast gestorben wäre.
Aber sie konnte nicht umhin sich zu fragen warum er dass getan hatte, warum er damals bereit war dieses große Opfer freiwillig hin zu nehmen.
Denn obwohl sein Körper durch Jedi Heilung größtenteils verheilte, blieben Narben übrig, Narben die niemals verschwinden würden.
Anfangs fand sie seine Handicaps, wie zum Beispiel seine Hände die er stets in weiche Lederhandschuhe hüllen musste damit sie nicht zu sehr anschwellten,
oder sein zum Teil vernarbter Oberkörper, geschweige denn seine vernarbte linke Gesichtshälfte, einfach nur abstoßend.
Doch nach dieser langen gemeinsamen Zeit verstand sie immer mehr dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt,
die Inneren Werte und die eigenen Taten bestimmen wer man wirklich ist.
Irgendwie gelang es ihr nach dieser langen Zeit, ihn mit völlig anderen Augen zu betrachten, eine seltene Gabe die ihr bislang stets zugute kam.
Sie entwickelte ein immer stärkeres Gefühl für ihn und sie wusste dass es nicht nur das natürliche Band zwischen Meister und Padawan war.
Aber sie konnte dieses starke Gefühl noch nicht richtig deuten, geschweige denn mit ihm darüber reden, oder sich voreilig etwas anmerken lassen.
Nachdem sie aufgegessen hatten, legte er seine Schüssel auf die Seite und erwiderte verständnisvoll den Blick, "da oben" deutet auf die Anhöhe,
"du hast gut gekämpft Padawan, aber dennoch zwei entscheidende Fehler gemacht" Sie nickte verständig und sah ihn erwartungsvoll an.
"Zuerst hast du deine volle Konzentration auf das Lichtschwert und deine Umbegung gelegt und damit eine Lücke in deine Abwehr geschaffen,
die ich ohne viel Mühe ausnutzen konnte" Als er das sagte, bedachte sie es und tatsächlich.. er hatte Recht.
Die Tatsache das der Abgrund ihre Aufmerksamkeit so sehr einnahm, ließ sie für einen kurzen Moment ihr Machtschild vergessen.
"Und der zweite Fehler, Meister?" fragte sie hellhörig. "Als du gefallen bist, hast du dich für einen Moment lang von der Macht distanziert, ich frage mich warum?"
Sein Auge musterte sie, so als ob er irgendetwas herausfinden wollte. Sie sah ihn unvermittelt an, "distanziert? wie kann das sein?"
Er lehnte sich nach vor zu ihr, "fürchtest du den Tod Padawan?" Ihre Antwort kam wie ein Schuss, "Nein!" und sie neigte den Kopf nach unten,
so als ob sie über irgendetwas nachdenken würde. Er schwieg einen Moment lang und setzte schließlich nach, "bist du dir sicher?"
Sie hob den Kopf und sah ihn teilnahmsvoll an, während Tränen ihre Wangen herunter liefen, "Meister.. es ist nicht mein Tod den ich fürchte!"
Doch anstatt darauf näher ein zu gehen, schenkte er ihr ein warmes Lächeln, "deine seherische Gabe ist ein Geschenk der Macht, aber nichts desto trotz
muss ich mich bei dir entschuldigen" Das traf sie völlig unerwartet, "bei mir entschuldigen?" und sah ihn fragwürdig an.
"Ja, denn ich habe durch meinen Eifer und Bemühungen den Attentäter und Mörder von Ritter Quay,
deine Ausbildung vernachlässigt und damit deinen Fortschritt verhindert"
Sie wusste nicht so recht was sie darauf sagen sollte, denn sie konnte ihm nicht sagen was sie empfand, "Danke Meister, doch deswegen sind wir hier nach -
Ragoon VI gekommen, oder nicht?"
Er nickte ihr zustimmend zu, "ganz genau" und schenkte ihr erneut ein warmes Lächeln.
Sie wusste noch nicht mit Sicherheit was dieses betäubende Gefühl und diese starke Hingabe die sie zu ihm hinzog bedeutete,
aber sie wusste das es den Lehren der Jedi widersprach, also sagte sie nichts und erwiderte bloß sein Lächeln.